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as. 2022.3

Ein neuer, den Aquae Divinae et Nymphae geweihter Altar aus dem Herzen des Badener Kurplatzes, ein zuvor gänzlich unbekanntes Amphitheater in Kaiseraugst und die Reste einer mittelalterlichen Töpferei fernab der städtischen Gewerbezentren – in den letzten beiden Jahren gab es im Kanton Aargau gleich mehrere bedeutende archäologische Entdeckungen. Wie diese zum vertieften Verständnis bereits eingehend erforschter Fundstellen beitragen oder etablierte Lehrmeinungen infrage stellen, soll das aktuelle as.-Dossier aufzeigen.

Im Anschluss daran sind in diesem Heft ein ausführlicher Bericht über die jüngsten Ausgrabungen im mittelalterlichen Bezirk von Orbe, eine Reise durch die Vergangenheit der Stadt Zürich am Standort des heutigen Kunsthaus-Erweiterungsbaus sowie die Deponierungs- und Fundgeschichte eines umfangreichen Münzschatzes aus Baselland zu entdecken.

Eine spannende Lektüre!

Inhaltsverzeichnis

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Schwerpunkte

Aargauer Neuentdeckungen: Badener Nymphen, Würenlinger Töpfereien und ein Amphitheater

Bei Leitungsbauarbeiten am Badener Kurplatz gelang der Kantonsarchäologie Aargau neben dem Nachweis der beiden historischen Badebassins des «Verenabades» und des «Freibades», die erstmalige Entdeckung von römischen Kultbauten im direkten Umfeld der Hauptquelle am «Grossen Heissen Stein». Mehrere Altarfragmente sowie Mauern von Grossbauten bilden zweifellos Teile dieses Ensembles. Die inschriftliche Nennung der verehrten Gottheiten sowie des Weihenden als Angehörigen der in Vindonissa (Windisch) stationierten 21. Legion bilden ein bedeutendes historisches Zeugnis.

Gänzlich unerwartet stiess die Grabungsequipe in Kaiseraugst unmittelbar am Rhein auf ein römisches Amphitheater. Aufgrund der Datierung in das 4. Jh. bildet es aktuell das jüngste bekannte Amphitheater im römischen Reich.

Die im historischen Dorfkern von Würenlingen gelang der Kantonsarchäologie Aargau in den Jahren 2020 und 2021 der Nachweis von mittelalterlichem Töpferei- und Schmiedehandwerk. Zwischen dem mittleren 13. und späten 15. Jh. wurde hier Töpfereigewerbe betrieben. Entgegen der gängigen Lehrmeinung war das Töpfereihandwerk in dieser Zeit also nicht an ein städtisches Umfeld gebunden, sondern fand auch im ländlichen Kontext zur Blüte.

Orbe au Moyen Âge: du nouveau au pied de la colline

Im Jahr 2018 bot das Projekt für ein Öko-Quartier im Süden der Stadt Orbe (VD) Gelegenheit, eine mittelalterliche Siedlung und einen Bestattungsplatz in der Flur Gruvatiez auszugraben. Mehrere Pfostenbauten und Grubenhäuser haben im 6. und 7. Jh. als Gehöft gedient. Ein zentrales, komplexer aufgebautes Gebäude war möglicherweise von gemeinschaftlicher, allenfalls ritueller Funktion. Die angrenzende Nekropole mit 213 Gräbern wurde bis ins 12.-13. Jh. genutzt. Im Jahr 2020 wurde dann etwa 100 m östlich von Gruvatiez ein weiterer Friedhof ausgegraben. Die rund 60 dokumentierten Gräber stehen vermutlich in Zusammenhang mit der alten Kirche Saint-Martin, die während der Reformation aufgelassen wurde.

Die Ausgrabung «Erweiterung Kunsthaus Zürich»

Die neue Online-Publikation der Stadtarchäologie Zürich veröffentlicht die Ergebnisse der Ausgrabung, die 2015/2016 in der Baugrube für den Erweiterungsbau des Kunsthauses stattfand. Vorgelegt werden neue Erkenntnisse zu rund 20000 Jahren Stadtgeschichte, beginnend am Ende der letzten Eiszeit. Aussergewöhnlich ist der Nachweis von Ackerböden aus dem Neolithikum, der Spätbronzezeit und der Eisenzeit. Und das Vorgelände der frühneuzeitlichen Stadt erscheint ebenso in neuem Licht wie die barocken Schanzen und die Umgestaltungen des 19. Jh.