Antiqua 51
Spreitenbach-Moosweg (Aargau, Schweiz) : ein Kollektivgrab um 2500 v.Chr. – Spreitenbach-Moosweg (Argovie, Suisse) : une sépulture collective vers 2500 av. J.-C. / Thomas Doppler (Hrsg./éd.). (2012)
ISBN 978-3-908006-43-5
CHF 85.- (AS-Mitglied CHF 65.-)
Im Jahr 1997 wurde in Spreitenbach (Kanton Aargau) ein endneolithisches Kollektivgrab entdeckt, das aus einer 3.7 x 4.5 m
grossen Grube bestand, in der eine 1.5 x 2.3 m grosse und NO–SW orientierte Grabkammer aus Holz errichtet wurde. Darüber erhob sich vermutlich eine grössere, die Kammer umgebende und überdeckende Konstruktion aus Holz; Indizien sprechen zudem für einen Hügel über der Anlage. Die Grabanlage wurde von maximal zwei Generationen genutzt, wohl am Übergang vom 26. zum 25. Jh. v.Chr., wie die 14C–Daten zeigen; die wenigen Beigaben passen zu diesem Zeitansatz.
Im Inneren lagen Reste von 5 Männern, 4 Frauen, 2 Jugendlichen und eines wenige Wochen alten Babys, die meisten auf dem Rücken, mit gehockten Beinen, ohne alters–oder geschlechtsspezifische Muster. Die Toten wurden anthropologisch, molekulargenetisch, zahnmorphologisch und isotopengeochemisch untersucht, was eine Fülle von Erkenntnissen erbrachte: So erwiesen sich manche der Verstorbenen als blutsverwandt. Die Männer sind mehrheitlich an Ort aufgewachsen, wogegen Frauen zuzogen und hier Kinder gebaren.
Parallelen zeigen, dass insbesondere in der schnurkeramischen Kultur die Vielfalt an Grabbauten und –sitten selbst in kleinen Räumen gross sein kann und dass regionale Traditionen und lokale Eigenheiten für den Einzelfall von zentraler Bedeutung sind.
Der Band belegt, was die Integration archäologischer und naturwissenschaftlicher Analysen ermöglicht: bislang verborgene Fassetten des damaligen Lebens werden unvermutet sichtbar.
