arCHaeo Suisse 2025.1 – aktuelle Ausgabe
Diese erste Ausgabe von 2025 erforscht einen von der Archäologie in der Schweiz wenig beachteten Zeitraum, den des Zweiten Weltkriegs. Vor achtzig Jahren, wenige Monate vor Kriegsende, erfuhr die ganze Welt vom Schrecken der Konzentrationslager und dem Ausmass der Verwüstungen in Europa und anderswo. Dieser lange Krieg löste nicht nur ein weltweites Trauma aus, sondern hat auch das Bewusstsein und die Landschaft der Schweiz geprägt. In einer Zeit der Rückkehr rechtsextremer Ideologien hat AS auf ihre Weise an diesen Gedenkfeiern teilnehmen wollen, indem es mit archäologiespezifischen Aussagen jene der Geschichte ergänzt. So soll an die Kriegsopfer in unserem Land erinnert werden – bis die auf nationaler Ebene geplante Gedenkstätte fertiggestellt ist. Indem sie zwischen 1942 und 1944 mit einer restriktiven Haltung 24 500 Personen an ihren Grenzen zurückwies, lieferte die Schweiz Menschen einem tragischen Schicksal aus, wie der Schlussbericht der Bergier-Kommission 2002 gezeigt hat. Damit trug sie zur Verwirklichung der Ziele des Nazi-Regimes bei. Was die Schweizerische Gesellschaft für Urgeschichte, die Vorläuferin der AS, betrifft, so hat eine kürzlich
erschienene Studie von Joschka Meier daran erinnert, dass antisemitisches und rassistisches Gedankengut in der Vorkriegszeit in der Gemeinschaft der Schweizer Archäologen üblich war und ihre Verbindungen zum Nazi-Archäologen Hans Reinerth nie verurteilt wurden. Eine Neuuntersuchung dieser Parteinahme im Lichte der Archive von AS erweist sich als notwendig. Achtzig Jahre nach Kriegsende ist es höchste Zeit, sich von diesen Theorien zu distanzieren und unsere Empathie für die Opfer der Verfolgung durch das Hitlerregime und ihre Nachkommen zum Ausdruck zu bringen.
Lionel Pernet, Präsident von Archäologie Schweiz
